Ich gebe gerne zu: Als Jugendlicher habe ich jeden Science-Fiction-Roman gelesen, den ich in die Finger bekommen konnte. Da konnte die Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik nicht ausbleiben. Natürlich war ich damals von der Realität meilenweit entfernt und wollte eigentlich nur Astronaut werden 🙂
Trotzdem blieb die Faszination, und nach der Standard-Kombination des hoffnungsvollen, angehenden Genies (Mathe- und Physik-Leistungskurs) stand der Einschreibung an der Universität zu Köln nichts mehr im Wege.
Ich will an dieser Stelle allerdings gleich vorweg nehmen: Das mit dem Genie hat dann doch nicht geklappt.
Insbesondere musste ich lernen, dass Physik ab einem gewissen Punkt vor allem Mathematik ohne Zahlen ist – dafür mit jeder Menge merkwürdiger Symbole und griechischer Zeichen, weil einem immer so schnell die Buchstaben ausgehen. Wenn man dieses Jammertal (dazu zähle ich mal weite Teile des Grundstudiums) allerdings einmal durchwatet hat, dann kommt die alte Faszination aber schnell wieder – und bleibt dieses Mal auch!
Nach dem Grundstudium wollte ich eigentlich Theoretiker werden und habe auch die entsprechenden Vorlesungen besucht. Nach einigen Projekten in den Semesterferien (so genannte Mini-Forschungen) im Institut für Theoretische Physik und ein paar Erfahrungen, auf die ich nicht näher eingehen möchte, habe ich herausgefunden, dass Experimentalphysiker einfach besser drauf sind (und vor allem besser feiern können!). Insofern war es nur logisch, umzusatteln und doch lieber eine Diplomarbeit in einer Experimentalgruppe zu suchen – und dann dort eine theoretische Arbeit zu schreiben 🙂
Getroffen hat es das II. Phys. Inst. der Uni Köln, und dort speziell die Arbeitsgruppe unter Prof. Dr. Günter Nimtz, bei dem ich dann später auch promoviert habe.
Mein Spezialgebiet ist die Elektrodynamik, und dort insbesondere die Wellenausbreitung in Materie. Als nicht-physikalisches Wahlfach habe ich Mathematik gewählt, wobei ein Grund sicherlich der war, dass mich der Mathematik-Professor im Vordiplom weitgehend zerlegt hatte, und ich war nicht bereit, das so hinzunehmen. 🙂
Es hat sich auch als gute Wahl erwiesen, denn Mathematik liegt mir und im Diplom lief es dann auch sehr viel besser. Auch liegt das Fach nahe, wenn man eher theoretisch ausgerichtet ist, und z.B. die Diplomprüfung in Theorie (bei einem Professor, vor dem ich mein ganzen Hauptstudium lang furchtbare Angst hatte, und der sich in der Prüfung dann auf einmal als umgänglicher und netter Mensch entpuppte) hätte auch als Prüfung in Funktionentheorie durchgehen können.
Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Man bekommt einen Einblick, wie wissenschaftliche Arbeit funktioniert, lernt sehr viel und hat vor allem keine Semesterferien mehr. Aber irgendein Haken ist ja immer dabei 🙂
Trotzdem blieb auch genug Zeit zum Leben, denn dort habe ich unglaublich nette Leute kennen gelernt, und auch die legendären Feiern sollten nicht unerwähnt bleiben (wenn auch besser nicht im Detail, vielleicht so viel: Mit flüssigem Stickstoff, Gummibärchen, leeren Granini-Flaschen und Feuerzeug-Gas kann man ganz unglaubliche Dinge tun. Manchmal reicht allerdings auch Feuerzangenbowle). Nicht zu vergessen die Teilnahme an den beiden EXTC‘s, den European XPilot Teamcups. Mein Kampfname war übrigens „Twix“ 🙂
Für Interessierte, sozusagen als Beweis, dass wir auch vernünftige Dinge getan haben:
- Diplomarbeit: „Numerische Simulation effektiver Medien mit magnetischen Materialeigenschaften“
- Dissertation: „Numerische Simulation effektiver Medien und Absorberstrukturen im Zeitbereich“ (alternativer Download: Hier)