Eigentlich waren Sterne für mich immer Dinge, die nutzlos am Himmel rumhingen. Natürlich gab es Sternbilder (die ich nie entdecken konnte, vielleicht vom großen Wagen mal abgesehen) und man kann danach navigieren (ich komme von Niederrhein, und ich habe eine Straßenkarte). Also irgendwie sinnlos.
Das änderte sich, als mein Physiklehrer am Gymnasium uns eines nachts mit auf das Schuldach nahm (was an sich schon streng verboten war) und uns mit seinem Fernrohr (er war Hobbyastronom) die Sterne zeigte. Ein Schlüsselerlebnis dabei war, dass ich den Saturn mit seinen Ringen mit eigenen Augen gesehen habe. Auf einmal waren das eben nicht mehr nur Lichtpunkte, sondern reale Körper.
Danach zog ich aber bald nach Köln, und in Köln sieht man vom Himmel: Genau nichts. In den Städten ist es nachts viel zu hell, zu verdreckt, zu zugebaut. Die Sterne gerieten in Vergessenheit.
Das änderte sich, nachdem ich in die Eifel zog. Hier war es so dunkel, dass ich zu Zeiten, in denen wir das Haus renovierten und keinen Strom hatten, mein Auto mit der Taschenlampe suchen musste. Und eines Tages schaute ich nachts nach oben, blieb stehen, schaute nochmal und war überwältigt. Die alte Liebe flammte wieder auf, und ich legte mir bald darauf ein erstes, kleines Teleskop zu. Nachts die Sterne zu beobachten, nach Nebeln und Planeten zu suchen und sich zu freuen, wenn man sie erfolgreich lokalisiert hat, hat etwas unglaublich entspannendes. Ich sage dazu gern: Das ist wie Angeln, nur ohne Würmer.
Wenn man sich mit der optischen Astronomie beschäftigt, dann lernt man eines ziemlich schnell: Der Blick durch ein Teleskop hat nur wenig mit Hubble-Bildern zu tun. Nachts gibt es nur wenig Farben, auch am Himmel. Die meisten Objekte (Nebel, Galaxien) erscheinen weiß und sind oft nur schwer zu fixieren. Es gibt nur wenige klar strukturierte Nebel, wie z.B. der Ringnebel in der Leier (M57), die meisten sind, zumindest in kleineren Optiken, diffus und lichtschwach. Anders ist es bei Planeten, vor allem Mars, Saturn und Jupiter, wo es geradezu farbenprächtig zugeht. Trotzdem ist es nicht langweilig, im Gegenteil. Am Himmel gibt es wahre Fundgruben von ausgedehnten Objekten, die man ab 4“ gut beobachten kann. Auch Planeten erscheinen deutlich als Scheiben, und lassen bei gutem Seeing Oberflächenstrukturen erkennen. Der Blick in einen Sternhaufen mit tausenden, eng zusammenstehenden Sonnen aller Farben ist ein spektakuläres Erlebnis. An einem kann ich mich nie satt sehen, und so schließt sich der Kreis: Saturn mit seinen Ringen.
Equipment
Mein erstes Teleskop war ein 3“-Reflektor vom Aldi. Damit konnte ich 2003 bei der selten nahen Marsopposition die Polkappen erkennen. Das war schon mal ein echtes Highlight, aber Spass machte dieses Teil nicht. Rückblickend weiss ich heute, dass das eher ein Spielzeug war und ich die DM 50,- besser anders investiert hätte. Aber dazu ist man schließlich Anfänger. Ich habe es neulich auf dem Speicher wieder gefunden und verschenkt.
Anders sieht es schon mit meinem nächsten Gerät aus. Ich hätte es mir damals nicht gekauft, weil es zu teuer war, darum hat meine Frau es mir geschenkt. Zum Glück! 🙂
Das Gerät ist ein Meade ETX 70 mit ebenfalls einer Öffnung von 3“, allerdings als kurzbrennweitiger Refraktor. Durch die kurze Bauweise eignet es sich ideal als Reisegerät, und ich habe es im Urlaub immer dabei. Trotzdem hat es für seine Größe sehr gute Abbildungsqualitäten und das Sternegucken macht damit schon viel Spass. Ausserdem verfügt es trotz seiner Größe über eine azimutale Goto-Montierung mit Starfinder und Nachführmotoren.
Ein schönes, schnell aufgebautes Gerät.
Das nächste Rohr habe ich dann bei EBay ersteigert, und zwar bei einer zufällig entdeckten, schlecht terminierten und etwas unglücklich versteckt eingestellten Auktion für unglaubliche 15,- Euro. Das ganze mit allem Zubehör im Originalkarton. Glück gehabt, denn es handelt sich das in Astronomiekreisen als Geheimtipp für Einsteiger gehandelten „Lidl-Skop“ (weil das bei dem genannten Discounter oft als Weihnachtsaktion über die Theke ging). Offiziell ist es ein Bresser Skylux 70/700 (zweite Generation), also ebenfalls ein 3“-Gerät mit 700mm Brennweite. Es hat eine parallaktische Montierung (die EQ3) und konnte mit einem Stundenmotor nachgerüstet werden (was ich mittlerweile auch gemacht habe).
Trotz der vergleichsweise geringen Öffnung kann man mit diesem Rohr schon eine ganze Menge sehen. Natürlich kann man hier keine Hubble-Bilder erwarten, aber das ist eine grundsätzliche Erkenntnis, die man als angehender Hobby-Astronom schnell macht: Die Nacht im Teleskop ist, bis auf wenige Ausnahmen, eine farblose Sache, und viele Nicht-Hobbyisten können die Begeisterung bei Ausrufen „Siehst Du den verwaschenen weißen Fleck da?“ oft nicht so recht nachvollziehen. Aber Planeten, Mond und größere Nebel liegen ganz eindeutig in Reichweie dieses Gerätes. Viele Bilder mit der Webcam (s.u.) habe ich mit diesem Gerät gemacht.
Das erste wirklich ernst zu nehmende Teleskop habe ich mir mit dem Skywatcher SKR 1201 geleistet. Es handelt es sich um ein Gerät mit 5“ Öffnung und einer Brennweite von 1000 mm. Der Unterschied zum Skylux ist natürlich gewaltig, und zusammen mit der EQ5-Montierung und dem ebenfalls neu gekauften Stativ ist man tatsächlich in einer anderen Liga.
Das Quartett im Orionnebel lässt sich damit leicht auflösen, und auch das Erkennen von ε-Lyra als 4-fach System (genauer: binäres Doppelsystem) gelingt. Auch die ersten Galaxien und viele Nebel sind jetzt in Reichweite. Die EQ5 habe ich mit Stunden- und Deklinationsmotoren ausgestattet, so dass ich auch (nach hinreichend genauer Kalibrierung der Montierung) auch Bilder machen kann. Insgesamt ein schönes Gerät. Wenn…, ja wenn da nicht dieser Farbfehler wäre. Optisch ist es wirklich nach wie vor ein schönes Gerät, und es macht großen Spaß, damit nachts auf Himmelssafari zu gehen. Bei Aufnahmen zeigen sich jedoch vor allem bei langen Belichtungen oder gestackten Aufnahmen schnell üble Farbsäume, vor allem bei hellen Objekten wie Jupiter und Saturn (siehe auch das erste Jupiterbild unten).
Daher habe ich dann nochmal nachgelegt und mir ein Foto-Newton zugelegt. Das ist auch mein momentanes Flaggschiff und brauchte, allein vom Gewicht her, auch eine neue Montierung. Es handelt sich um einen Skywatcher PDS Explorer BD mit 8″ Öffnung und einer Brennweite von f/5. Da hier keine Linsen im Spiel sind, gibt es auch keine Farbfehler. Hier kann man eine DSLR am Auszug anbringen und Langzeitbelichtungen machen. Die neue Montierung (Eine NEQ6 SynScan) trägt diesen Trümmer leicht und gestattet auch Autoguiding mittels Leitrohr.
Was jetzt in dieser Sammlung noch fehlt, ist ein echter Planetenspezialist. Dafür braucht man neben Öffnung vor allem Brennweite. Hier bietet sich ein Instrument in Maksutov-Bauweise an, das ist eine Kombination aus Linsen- und Spiegelteleskop. Vor allem sind diese Teleskope relativ preisgünstig. Meine Wahl fiel auf ein Skywatcher MC 127/1500 BD.
Die irre lange Brennweite in der kompakten Bauform wird dadurch erreicht, indem der Lichtweg innerhalb des Gerätes mehrfach „gefaltet“ wird. Bei einer Länge von etwas über 30cm wird hier eine Brennweite von über 1,5m erzeugt! Da machen Planeten und Mond schon mächtig Spaß. Ein tolles kleines Ding, welches sich auch hervorragend als Reiseteleskop eignet, denn es passt von Gewicht und Größe auch prima auf ein gutes Fotostativ.
Mein neuestes Spielzeug setzt die Reise hin zu Planeten dann konsequent fort: Noch mehr Brennweite bei noch mehr Öffnung! Es handelt sich um ein Meade LX200 8″ ACF mit 2m Brennweite und 20,3cm Öffnung.
Man kann durchaus sagen, dass das Meade der große Bruder des SW-Mak ist.
Aufnahmen
Nach dem Sehen kommt irgendwann der Wunsch, jemandem auch zeigen zu können, was man gesehen hat. Wie macht man denn Bilder von Sternen?
Früher brauchte man dazu eine ungeheuer teure Ausrüstung mit sehr genauen Montierungen, teuren Kameras mit Spezialfilm und sehr, sehr viel Geduld. In den letzten Jahren hat sich aber eine neue Technik entwickelt, die mit sehr viel weniger Aufwand auskommt: WebCams.
Dies erscheint auf den ersten Blick widersinnig – wenn man schon keine ordentlichen Bilder des Himmels bei Belichtungszeiten unter einer Minute anfertigen kann, wie soll man da gleich Filme aufnehmen können?
Der Trick ist, dass die Videoclips in Einzelbilder zerlegt und anschließend überlagert werden. So werden Störungen herausgemittelt und echte Informationen verstärkt. Damit gelingen tatsächlich überraschende Ergebnisse. Eine kleine Auswahl möchte ich hier zeigen.
Die südliche Polarregion des Mondes. Man erkennt den mächtigen und auch mit bloßem Auge zu erkennenden Krater Tycho. Darüber die südlichen Ausläufer des Oceanus Procellarum. Achtung: Alle Bilder sind aus optischen Gründen seitenverkehrt.
Die nördliche Hemisphäre des Mondes. Oben das breite Mare Frigoris, darunter links das Mare Serenitatis und rechts das Mare Imbrium. Der gut zu erkennende, dunkle Krater etwas rechts der Bildmitte ist Plato
Der Jupiter mit seinen inneren Monden Io, Europa, Ganymed und Callisto. Jupiter ist stark überbelichtet, damit die viel lichtschwächeren Monde abgebildet werden konnten.
Der Mars. Natürlich existieren mittlerweile schon mehrere permanente Satelliten und Mars-Rover, und alle liefern sie bessere Bilder. Aber das hier ist einfach selbst gemacht und für mich deswegen etwas besonderes.
Der Saturn. Mit ihm hat irgendwie alles angefangen, jedenfalls war es ein solcher Anblick, der mich gefesselt hat.
Man erkennt gut die nördlichen und südlichen Hauptwolkenbänder, und, trotz des nicht ganz optimalen Seeings die Cassinische Teilung der Ringe.
Das Bild ist schon drei Jahre alt, momentan ist durch die Stellung des Saturn zur Erde das Ringsystem nicht gut zu beobachten (Ringkantenstellung)
Dafür steht der Jupiter im Moment ziemlich gut im Zenit. Daher ist er auch gut „zu erwischen.“ Problematisch an Jupiter ist allerdings, obwohl sich das zunächst widersinnig anhört, seine Helligkeit. Hier muss man die Belichtungszeit herunterschrauben, was leider auf Kosten der kleineren Details geht. Auch seine Monde sind nicht mit abzubilden, die werden gnadenlos überstrahlt.
Allerdings ist das auch eine Frage des Geräts. Die Aufnahmen bisher wurden alle mit Refraktoren und einer Webcam (Phillips TwoCam bzw. Phillips SPC 900). Das funktioniert zwar schon ganz gut, aber zum einen erzeugen Linsenteleskope immer Farbsäume, zum anderen kommt eine Webcam von der Lichtstärke und Rauschen dann doch irgendwann an ihre Grenzen.
Mit einem langbrennweitigem Teleskop wie dem Maksutov und einer wirklich Astro-tauglichen Kamera wie der ZWO ASI 120 MC gelingen dann doch bessere Aufnahmen. Als Beweis hier nochmal der Jupiter (aufgenommen am 26.5.2017) und Saturn (aufgenommen am 15.6.2017):